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Die 50-Jahr-Feier der Rengers Unternehmensgruppe auf dem Firmengelände in Geeste-Dalum war fast wie eine Zeitreise durch die bundesrepublikanische Geschichte – aus dem speziellen Blickwinkel von Josef und Gisela Rengers, den beiden Motoren, die die Geschicke des Unternehmens seit 1964 maßgeblich geprägt haben.
Für einen Süddeutschen ist das Emsland fernes, unbekanntes Terrain. Ich hatte das Glück, neben einem echten Emsländer zu sitzen, der mir den fremden Landstrich aus Mooren, Wiesen und Wäldern näherbrachte. Nach dem Krieg gehörte das Emsland zu den ärmsten Gebieten in Deutschland, dazu kamen über 50 000 Vertriebene, die es zu integrieren galt, während viele junge Leute mangels Perspektive abwanderten.
Über 50 Prozent der Menschen arbeitete damals in der Landwirtschaft. Keine guten Startbedingungen. Doch das Emsland rappelte sich auf, auch mithilfe des Emsland-Planes der Politik, der – wie es damals etwas holprig hieß – die „Ödländereien des Raumes“ erschließen und den gesamten Raum an „Haupt und Gliedern“ erneuern sollte.
Heute ist das Emsland eine wirtschaftlich florierende Gegend mit guter Infrastruktur, einem breiten Branchenmix und einer geringen Arbeitslosenquote. Der Grundstein dafür wurde in den frühen 1960er-Jahren von Unternehmern gelegt, die mit Fleiß, Bescheidenheit und Vertrauen in die eigenen Stärken agierten. Zwei davon hießen Josef und Gisela Rengers, die die gerade beschriebenen emsländischen Tugenden verkörperten, obwohl sie genau genommen gar nicht aus dem Emsland stammen.
Von Ostpreußen über Emsdetten nach Lingen
Josef wurde 1936 im westfälischen Emsdetten geboren, seine gleichaltrige Ehefrau Gisela stammte aus Ostpreußen. Nach dem Krieg arbeitete sie zunächst als Hausmädchen in der Schweiz und England. Im Jahr 1958 heiratete das Paar, das in Emsdetten auf der Kirmes beim Tanz erste zarte Bande knüpfte. Der seinerzeit etwas schüchterne Josef sagt heute selbstbewusst über seine Frau: „Ich hatte schon immer einen guten Geschmack!“ Ein Mädchen wie Gisela, das kurze Haare hatte, Hosen trug und auf den Fingern pfeifen konnte, imponierte dem gelernten Weber, der inzwischen als Vertreter in der Landmaschinenbranche Fuß gefasst hatte. Dort war er bald für das Emsland zuständig, worauf die inzwischen fünfköpfige Familie 1962 nach Lingen umzog.
Schon zwei Jahre später erfüllte sich Josef Rengers seinen Wunsch nach Selbstständigkeit. Der Werkstoff Polyester hatte es ihm angetan. Im Unterschied zu dem bei vielen Landwirtschaftsprodukten eingesetzten Material Stahl war er leichter, flexibel zu verarbeiten und rostete nicht. Als erste Eigenentwicklungen enstanden Milchkannenspülwannen, Futterkarren und Eiswasserkühlbecken aus glasfaserverstärktem Polyester. In Dalum, nördlich von Lingen, erwarb Rengers in einem neu ausgewiesenen Industriegebiet ein rund 5 500 m2 großes Grundstück zum Quadratmeterpreis von 1,50 DM.
Am 15. Juli 1964 wurde das neue Unternehmen „Rengers Kunststoffe“ ins Handelsregister eingetragen. Trotz der pfiffigen Produktideen gestalteten sich die ersten Jahre wirtschaftlich schwierig. Die Schulden wuchsen, die Mahnordner quollen über, der Gerichtsvollzieher war ab 1967 Dauergast bei den Rengers. Doch das Wort „aufgeben“ fehlte im Rengerschen Wortschatz und als dann auch die Sparkasse Meppen Ende der 1960er-Jahre einen Kredit zusagte, war die härteste Phase überstanden.
Wie der Futtersilo zum Schwimmbad wurde
Sohn Guido, seit 1994 Geschäftsführer im Familienunternehmen, erinnerte in seiner Rede im Rahmen der Feierlichkeiten an diese Zeiten, die prägend für das Unternehmen waren: „Die schlechten Zeiten haben uns zusammengeschweißt, uns erfinderisch gemacht. Rückblickend betrachtet waren diese schlechten Zeiten eigentlich ganz gute Zeiten.“ Apropos erfinderisch gemacht. 1970 hatte Josef Rengers wieder eine neue Idee – er baute mehrere Futtersilo-Elemente zusammen, füllte Wasser hinein und hatte so den Prototypen eines Polyester-Schwimmbeckens geschaffen.
Die Rengers hatten erkannt: mit Landwirtschaftsprodukten ist im Wirtschaftswunderland kein Geld mehr zu machen. Sich ein Stück „Riviera“ nach Hause holen, das entsprach den Bedürfnissen der Menschen dagegen sehr. Josef Rengers setzte auf eine absolute Marktneuheit, das Einstückbecken aus Polyester: Elastisch und damit frostunempfindlich, absolut dicht und leicht zu installieren. Zunächst gab es drei Größenvarianten: sechs, sieben und acht Meter lang, 3,60 Meter breit. Ende 1970 hatte er die ersten 50 Stück verkauft, Preis rund 3 500 DM. Interessenten konnten im Garten der Familie Rengers probebaden.
Ein Partner der ersten Stunde, Schwimmbad-Großhändler Dieter Frese, erinnerte in seiner Grußrede an diese Zeit. Eine kleine Polyesterfirma, bei der es „etwas streng“ roch, fand Frese im Emsland vor. Bereits in den frühern 1970er-Jahren verkaufte er die Einstückbecken, auch wenn Frese sie bald schon als Auslaufmodell ansah. Eine grandiose Fehleinschätzung, wie der „Schwimmbadpapst“ gerne einräumte.
Die 1970er-Jahre sollten die wirtschaftliche Wende zum Besseren bei Rengers einläuten. Ruth Lenz, seit 1972 als Prokuristin tätig, erinnert sich, dass die berüchtigten Mahnordner stetig dünner wurden, bis sie schließlich abgearbeitet waren. Gisela Rengers und Ruth Lenz feierten das Ereignis mit einem Kaffee, den sie mit Weinbrand verfeinerten. Doch die Ölkrise und die damit verbundene Delle in der deutschen Wirtschaft stellten neue Herausforderungen an das Unternehmen. Rengers entschied sich für eine engagierte Flucht nach vorne, besser gesagt nach Arabien. Denn als zweites Standbein gründete das Unternehmen im Jahr 1976 in den Vereinigten Arabischen Emiraten einen Produktionsstandort mitten in der Wüste. Das Areal „in the middle of nowhere“ hatte anfangs weder Strom, Wasser oder ein Straßennetz.
Wassertanks für Arabien und Whirlpools für Deutschland
<img src="https://thunderdemo.de/wp-content/uploads/2019/04/kl_artikel_profi_riviera50_9217_8-15.jpg" alt="Moderator Ralf Künne entlockte dem Ehepaar Rengers so manche Anekdote aus ihrem
Leben. Das Ehepaar lernte sich in den 50er-Jahren auf einer Kirmes in Emsdetten kennen. Foto: Peter Lang/Riviera Pool“ width=“200″ height=“123″ style=“float: right;“ />Bis 1983 wurden hier Wassertanks, Sonnendächer und Pools für den arabischen Markt produziert. Als wichtigen Aufbauhelfer vor Ort lobte Guido Rengers das Engagement von Wolfgang Nuffer, der 1976 als Export-Fachmann aus der Textilindustrie ins Unternehmen eintrat, um den arabischen S
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ndort aufzubauen, und bis zur Rente als Exportleiter das Unternehmen mit verkörperte – insgesamt 39 Jahre lang.
Das Jahr 1976 markierte aber noch aus zwei weiteren Gründen einen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte. Aufgrund des großen Erfolgs mit dem Verkauf von Schwimmbecken wurden Vertrieb und Marketing der Pools in die neu gegründete Riviera Pool GmbH ausgegliedert. Außerdem brachte Josef Rengers von seinen USA-Trips ein neues Produkt mit nach Deutschland: den Whirlpool.
Zunächst importierte Rengers ab 1976 Whirlpools mit Acryglasoberfläche – GFK hielt Rengers angesichts der hohen Temperaturen für weniger geeignet. Ab 1979 produzierte Rengers die Whirlpools dann selbst in Dalum. Sohn Peter informierte sich in den USA intensiv über die Produktionsabläufe und entwickelte zusammen mit dem Schlosser Werner Hohensee die erste Tiefziehmaschine für die heimische Whirlpool-Produktion – von den zunächst in Lizenz von dem US-Hersteller Baja Industries gefertigten Whirlpools verkaufte Rengers bereits im ersten Jahr über 1 000 Stück. Als 1983 die Produktionslizenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten auslief, wurde der Verkaufserlös nicht zuletzt in eine Erweiterung der Whirlpool-Produktion in Dalum reinvestiert.
Das Ende des Eisernen Vorhangs und die Öffnung der osteuropäischen Märkte rief dann den Unternehmergeist von Josef Rengers wieder auf den Plan. Nach intensiver Suche vor Ort entdeckten Gisela Rengers und ihr Mann im slowakischen Trnava einen geeigneten Standort für den Aufbau einer zusätzlichen Schwimmbeckenproduktion.
1993 wurde das Werk „Reku Slovakia“, etwa 100 km von Wien entfernt, errichtet. Mit rund 70 Mitarbeitern produziert es seitdem für den west- und osteuropäischen Markt. Bis heute wird der Standort von Josef Rengers mit zunehmender Unterstützung seines Sohnes Peter geführt. Peter ist zugleich als Geschäftsführer für die Rengers Kunststoffverarbeitungs GmbH & Co. KG zuständig, der eigentlichen Keimzelle des Unternehmens in der Dalumer Industriestraße.
Die Riviera Pool Fertigschwimmbad GmbH wird seit 1994 von Guido Rengers als Geschäftsführer geleitet. Rengers war zugleich von 2000 bis 2012 als Präsident des bsw an vorderster Stelle für die Verbandsarbeit der Branche aktiv, wie bsw-Geschäftsführer Dieter C. Rangol in seinem Grußwort hervorhob.
Als der Standort in der Industriestraße mit über 100 Mitarbeitern Ende der 1990er-Jahre immer mehr aus allen Nähten platzte, entschied sich das Familienunternehmen für einen Neubau auf einem 40 000 m2 großen Grundstück, direkt an der A31 gelegen und gerade mal drei Kilometer von der Industriestraße entfernt. Seit 2003 befindet sich hier nicht nur der Sitz der
Riviera Pool Fertigschwimmbad GmbH, sondern auch ein 1900 m2 großes Ausstellungszentrum für Schwimmbecken, Saunatauchbecken und Whirlpools.
Dazu kommt noch eine Außenausstellung, die das Thema Pool und Garten mit vielen Beispielen inszeniert. Für Guido Rengers ist dieses europaweit einzigartige Ausstellungsprojekt, für das Riviera Pool rund vier Millionen Euro investiert hat, ein wichtiger Faktor der Kundenkommunikation: „Ein Pool alleine macht noch keine Poollandschaft aus. Indem wir das Zusammenspiel von Farbe, Licht und Wasser zeigen, inspirieren wir und unterstützen unsere Kunden in ihrer Entscheidungsfindung. Mit diesen und weiteren Maßnahmen wollen wir das Unternehmen unserer Eltern auf die aktuellen Marktanforderungen hin weiterentwickeln,“ so Guido Rengers.
Am 10. Mai, zwei Tage nach dem großen Mitarbeiterfest zum Firmenjubiläum, konnten sich viele Menschen aus der Region beim Tag der offenen Tür über aktuelle Trends von Riviera Pool informieren –dazu gab es Flammkuchen, Prosecco und musikalische Untermalung durch die Marching Band.
Die ersten 50 Jahre hat die Rengers Unternehmensgruppe, zu deren drei Gesellschaften heute etwa 200 Mitarbeiter zählen, trotz schwieriger Startbedingungen mit Kreativität und Standhaftigkeit gemeistert. Gisela und Josef Rengers, die Firmengründer, werden im nächsten Jahr ihren 80. Geburstag feiern. Sie sind nach wie vor aktiv, haben aber einen Großteil der Verantwortung an ihre Kinder Peter, Guido, Uwe und Heike übergeben. Aus der Enkelgeneration sind die ersten schon im Unternehmen tätig und nachdem auch die vierte Generation bereits geboren ist, können die Rengers tatkräftig die nächsten 50 Jahre angehen.