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Mitte Juni lud die Koelnmesse zur internationalen Pressekonferenz für die anstehende Doppelmesse Aquanale/FSB in die Therme Erding. Der spektakuläre Veranstaltungsort rund um das neue Erlebnishotel Victory gab einen guten Vorgeschmack auf das neu konzipierte Messeduo.
Individualisierung, Digitalisierung, Urbanisierung, Silver Society, Design für alle – das waren einige der Schlagworte, um die die Pressekonferenz der Koelnmesse anlässlich der bevorstehenden Messen Aquanale und FSB (27. bis 30. Oktober) kreiste. Unter der Moderation von Andreas Königsmann entwickelte sich eine muntere Diskussion, in der die Auswirkungen der eingangs beschriebenen Megatrends auf die Bereiche Schwimmbad, Wellness, öffentlicher Raum, Sportgeräte und Fitness thematisiert wurden.
Zunächst präsentierte Koelnmesse-Geschäftsführerin Katharina C. Hamma aber die harten Fakten zur Messe Ende Oktober: „Die FSB und die Aquanale finden zukünftig in den modernen Nordhallen unseres Messegeländes statt und belegen die Hallen 6, 7, 9 sowie 10.2“, erläuterte Hamma. Rund 80 000 m2 Ausstellungsfläche werden die beiden Messen belegen, gut vier Monate vor Messebeginn waren über 90 Prozent der Ausstellungsfläche beider Messen bereits belegt. Insgesamt rechne die Koelnmesse, so Hamma, mit rund 900 Ausstellern und etwa 30 000 nationalen und internationalen Besuchern.
Zum neuen Hallenkonzept ergänzte Katharina C. Hamma: „Aussteller und Besucher beider Veranstaltungen profitieren ab sofort von einer verbesserten Infrastruktur im neuen Teil des Kölner Messegeländes. Außerdem garantieren die modernen Nordhallen eine optimale Wegeführung für den Besucherstrom über den Messe-Boulevard und verfügen über eine perfekte Anbindung an die Congress-Centren Nord und Ost.“ Die Schwimmbad- und Wellnessbranche, privat wie öffentlich, ist in den Hallen 6 und 7 konzentriert. In Halle 6 befindet sich auch die Sonderschau „Vielfalt am Wasser“ der Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer (DGfnB).
Deren Präsident Wendelin Jehle machte die anwesenden Journalisten auch auf den 8. Internationalen Schwimmteichkongress aufmerksam, der vom 28. bis 30. Oktober erstmals im Rahmen von Aquanale und FSB vom DGfnB veranstaltet wird. Gerade der Trend zu kleinen Grundstücken habe den Naturpools in den letzten fünf Jahren einen großen Auftrieb verliehen, so Jehle, der die Schwimmteich- und Naturpoolangebote nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu herkömmlichen Pools mit chemischer Wasseraufbereitung ansieht. Für bsw-Geschäftsführer Dieter C. Rangol ist in der Schwimmbadbranche insbesondere der Trend zur Individualisierung unverkennbar.
Ästhetik, Digitalisierung und effiziente Pools
Egal, welche Budgets zur Verfügung stünden, die Kunden wünschten sich ihren eigenen Pool, kein Produkt von der Stange, so Rangol. „Weniger ist mehr“, wies Rangol auf die klaren, puristischen Formen hin, die seit einigen Jahren sehr angesagt seien. „Früher war alles viel bunter und verspielter,“ so Rangol weiter. Auch seien heute neue Werkstoffe wie Glas oder alternative Beckenfarben wie Anthrazit en vogue, das Thema Ästhetik spiele bis ins kleinste Detail eine dominante Rolle. Hinzu kämen Techniktrends wie die Digitalisierung oder Nachhaltigkeit. Früher als Energieschleuder verschrien, sind Pools heute zunehmend auf Energieeffizienz getrimmt.
bsw-Präsident Dietmar Rogg nannte als Beispiele den Einsatz von Solar-Schwimmbadabdeckungen oder Solar-Absorbern. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen: Von energieeffizienteren Wärmepumpen über die Nutzung von LED-Technik bis hin zu intelligenten, drehzahlgeregelten Umwälzpumpen reicht die Palette. Rogg wies aber gerade im Hinblick auf die Digitalisierung darauf hin, dass nicht jede technisch machbare Lösung für den Pool umgesetzt werden sollte. „Wir neigen dazu, das zu übertreiben“, betont Rogg, der sich für den sinnvollen, bedarfsgerechten Einsatz von Technik im Pool stark macht. Man müsse immer bedenken, dass Schwimmbäder im Unterschied zu technischen Produkten einen deutlich längeren Lebenszyklus von bis zu 25 Jahren hätten.
Demographischer Wandel meets Universal Design
Bedarfsgerecht, ein wichtiger Begriff gerade in Zeiten des demographischen Wandels und der zunehmenden Urbanisierung der Gesellschaft. Rolf von der Horst, Geschäftsführer der Stadt und Raum GmbH wies darauf hin, dass wir längst nicht mehr in Zeiten des „idealen Menschen“ eines Leonardo da Vinci leben. Heute spielen Faktoren wie Barrierefreiheit, altersgerechte Räume und Plätze sowie insgesamt das Paradigma des „Designs für alle“ eine immer wichtigere Rolle. In Halle 9 wird dazu die Stadt und Raum Messe und Medien GmbH ein 2 000 m2 großes Areal zu den Themen urbane Räume und Stadtplätze sowie Spiel- und Bewegungsräume präsentieren. Neben Zielgruppen spezifischen Lösungen sollen dabei auch generationen- und gruppenübergreifende Beispiele im Sinne eines „Universal Designs“ vorgestellt werden.
Die Metropolen der Zukunft werden vielfältiger, vernetzter, lebenswerter und in jeder Hinsicht grüner – so die These von Ulrich Scheffler, 2. Vorsitzender des Bundesverbandes für Spielplatzgeräte- und Freizeitanlagen-Hersteller (BSFH). Orte der Bewegung für Jung und Alt anzubieten, werde deshalb immer mehr zum Standortfaktor für wachsende Städte. Der BSFH hat deshalb in Kooperation mit der Koelnmesse, der Stadt Köln und seinem Sport- und Grünflächenamt einen Referenzparcours konzipiert, der bis September im Kölner Grüngürtelbereich entstehen soll. Geplant ist eine Art Trimm-Dich-Pfad für Menschen aller Generationen, die Bandbreite reicht vom Training der Motorik und Mobilisation, insbesondere für ältere Sportler, bis hin zu Geräten für Athletik, die sportlich Ambitionierte jeden Alters ansprechen.
Einen weiteren Megatrend brachte IAKS-Geschäftsführer Klaus Meinel ins Spiel, die eigenverantwortliche Gesundheitsvorsorge, die als Folge des demographischen Wandels einen größeren Stellenwert einnimmt. Meinel nannte als Beispiel Bäder, die sich heute als Sportstätten mit Aspekten der Gesundheitsbewegung, sozusagen als „Fitnessstudio unter Wasser“ positionierten.
Lord Nelsons Victory ankert vor Erding
Themenwechsel: Was hat das oberbayerische Erding mit Kap Trafalgar in Spanien zu tun? Beide Orte stehen für außergewöhnliche Erfolgsgeschichten. Während am Kap Trafalgar die Briten im Jahre 1805 ihre Dominanz al
s führende Seemacht begründeten, errichteten Josef und Jörg Wund auf einem Acker in Erding innerhalb weniger Jahre Europas größtes Thermal-Erlebnisbad – mit Südseeflair, Palmen, einer gigantischen Rutschenauswahl (26) und rund 30 verschiedenen Sauna- und Dampfbadvarianten.
Lord Nelsons Flaggschiff HMS Victory, am Kap Trafalgar im ruhmreichen Einsatz für Britanniens Krone, stand jetzt Pate für die jüngste Investition der Unternehmensgruppe Wund in Erding: Ein 100-Millionen-Euro-Hotelprojekt inklusive Wellenparadies mit 300 tropischen Palmen und Premium-Gastronomie in zwei Restaurants. Das neue Hotel heißt nicht umsonst „Victory Hotel“ und ist mit seinen 128 Zimmern ganz im Stile des berühmten Flaggschiffes gestaltet. Es gibt Yacht-Kabinen mit dunklem Palisander, Panorama-Außenkabinen mit Blick auf das palmengesäumte Wellenbad und ein Gourmet-Restaurant namens „Empire“.
Das in 20 Metern Höhe befindliche Glasdach kann bei schönem Wetter innerhalb von vier Minuten geöffnet werden, genau wie die Kuppel der Therme und das Dach der Vital Therme. Auf rund 185 000 m2 erstreckt sich inzwischen das Wellnessareal, auf dem in den 1980er-Jahren Öl-Testbohrungen von Texaco durchgeführt wurden. Öl fand sich im Erdinger Moos zwar nicht, wohl aber heißes, fluorid- und schwefelhaltiges Wasser, das vom Bayerischen Umweltministerium in der Folge als Heilwasser staatlich anerkannt wurde.
Am 3. Oktober 1999 öffnete die Therme Erding erstmals ihre Tore, der Ansturm war so gewaltig, dass am zweiten Wochenende die Schlüssel für die Umkleideschränke ausgingen, nach sechs Wochen mussten drei neue Saunen gebaut werden, um die Menschenmassen besser auffangen zu können. Zuletzt kamen 1,65 Millionen Besucher jährlich nach Erding – mit dem neuen Hotel-Flaggschiff dürfte die Resonanz weiter steigen. Doch mit dem Projekt Erding ist insbesondere Josef Wund, dessen Architekturbüro in Friedrichshafen sitzt, längst nicht ausgelastet. Parallel zur Therme Erding gestaltete Wund den deutschen Pavillon zur Expo 2000 in Hannover. Auch die Therme Bad Wörishofen, das Badeparadies Schwarzwald und die Badewelt Sinsheim sind Schöpfungen der Unternehmensgruppe um seinen Gründer Josef Wund.
Dass Erding eine Kleinstadt der Superlative ist, zeigte auch der letzte Programmpunkt der Presseveranstaltung, eine Besichtigung beim Erdinger Weißbräu. Die 1886 gegründete Brauerei ist bis heute in Familienbesitz. Mit einem Ausstoß von 1,82 Millionen Hektolitern (2014) und dem Export in über 90 Länder ist Erdinger nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer im Weißbiersegment. Ob das Bier auf der Aquanight in Köln ausgeschenkt wird, ist allerdings fraglich. Hier dürfte ein anderes obergäriges Bier seinen Heimvorteil ausspielen.